Ein Bericht des Spiegel befasst sich mit der Entwicklung der Wohnkosten in Deutschland. Wie haben sich Miete, Nebenkosten und Wohnungsgröße hierzulande entwickelt und mit welchen Kosten müssen Mieter wo rechnen? Eine sehr interessante Bestandsaufnahme.
In Deutschland ist Wohnen nicht selten Luxus
Schaut man sich die Wohnsituation an, ergibt sich vor allen in den großen Städten bzw. Ballungsgebieten ein sehr trübes Bild: Die Mieten sind so hoch, dass sich Bezieher normaler bzw. mittlerer Einkommen und darunter kaum Wohnraum dort leisten können. Hierzu gibt es zwar einige Maßnahmen, welche durch die Bundesregierung angekündigt bzw. auch schon eingeleitet wurden, doch weder die Mietpreisbremse noch die Makler-Zahlungsverpflichtung für Vermieter haben bisher in ausreichender Form zur Verbesserung der Situation beigetragen.
Auf dem Land freilich sieht die Situation meist anders aus – doch gibt es hier eben auch viel weniger Nachfrage nach Wohnraum, weil wichtige Verbindungen z. B. zu Arbeitgebern, Unis oder Schulen, zu Einkaufsquellen oder zu weiteren Infrastrukturknotenpunkten oftmals weit entfernt sind. Dementsprechend sinken oder verharren die Preise dort. Es ist nach Meinung vieler Fachleute unbedingt notwendig, dass die Bundesregierung hier weitere bzw. geeignetere Maßnahmen ergreift.
Der Bund ist schon seit sehr langer Zeit kein Bauherr mehr, sondern überlässt den Ländern, Städten und Gemeinden die Wohnraumgestaltung – mit Zuschüssen, die nach Meinung vieler Fachleute eher kläglich ausfallen. So waren 2016 ca. 600 Millionen Euro in Planung, welche nachträglich allerdings nur aufgrund der Flüchtlingssituation aufgestockt wurden. 1991 wurden noch ca. 1.250 Millionen Euro überwiesen. Eine gute Vergleichszahl bietet dazu das Investitionsvolumen für von Unternehmen und Privatiers im Vergleichszeitraum: Diese stiegen von ca. 94 Milliarden auf ca. 190 Milliarden Euro!
Die Wohnungsgröße und die Nebenkostenbelastung verändern sich
Das Wohnraumangebot in den Ballungsgebieten verknappt immer weiter, so sind derzeit sogar vereinzelt Bemühungen in Richtung kleinere Wohnflächen oder gar Mikrowohnanlagen auszumachen. Insgesamt spiegelt dies jedoch nicht die Wohngrößenveränderung Gesamtdeutschlands wider – so ist die Wohnfläche je Einwohner hier von 36,7 m² in 1995 auf 46,5 m² in 2014 gestiegen. Die Nebenkosten stiegen dabei (von 1995 bis 2016) um ca. 45 % - bei der Miethöhe hingegen war „nur“ ein Anstieg von 32 % im selben Zeitraum zu verzeichnen. Zu diesen Zahlen sollte auch die Eigentumsquote genannt werden – seit der Wiedervereinigung 1990 ist diese lediglich um 8,4 auf 45,4 % gestiegen. Trotz des eigentlich eigentumsförderlichen, sehr niedrigen Zinsumfelds bleibt Deutschland damit trotz der steigenden Miethöhen ein Volk von Mietern – im internationalen, europäischen Vergleich liegen wir vor der Schweiz mit dieser Eigentumsquote an vorletzter Stelle. Andreas Schrobback aus Berlin ist Immobilienfachmann und kennt diese Zahlen. Er findet es schade, dass Immobilieneigentum in Deutschland eine so untergeordnete Rolle spielt. Die eigene Immobilie sollte seiner Meinung nach nicht nur als frei gestaltbarer Wohnraum angesehen werden, sondern auch als wichtige Säule für die Altersvorsorge. Natürlich passt dabei nicht jede beliebige Immobilie zu jeder finanziellen Situation – hier gilt es, dass geeignete Objekt zu finden. Dieses muss zur individuellen Situation passen, genauso wie die dann zu suchende Finanzierung. Private Immobilienkäufer können sich dabei jedoch professionelle Hilfe holen, um die verschiedenen Aspekte eines Immobilienerwerbs angemessen beurteilen zu können.
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