Ein Artikel von cash-online berichtet über eine Studie der Deutschen Hypo aus der Reihe „Global Markets“, nach der es keine Entwicklung hin zu einer Preisblase am deutschen Wohnungsmarkt gibt. Das Thema wurde zuletzt heiß diskutiert, da die aufgetretenen Preissteigerungen am Immobilienmarkt für viele Menschen Anlass waren, über die mögliche Gefahr einer Blasenbildung nachzudenken. Doch laut der Studie lassen sich die zuletzt beobachteten Preissteigerungen durchaus fundamental erklären. Hier sind neben dem sehr niedrigen Zinsniveau insbesondere wirtschaftliche und auch demographische Entwicklungen wesentliche Einflussfaktoren. Zu einer Blasenbildung gehören grundsätzlich noch sehr viel mehr verschiedene Faktoren, die derzeit so nicht auszumachen sind. Günstiges Kapital hat die Menschen zuletzt zu mehr Immobilieneigentum angetrieben, was generell für eine Belebung am Immobilienmarkt und den damit verbunden Wirtschaftssektoren geführt hat.
Fertigstellungszahl zeigte lange eine rückläufige Entwicklung
Die Zahl der Wohnungs-Fertigstellungen bis zum Ende des letzten Jahrzehnts war rückläufig. Diese Entwicklung führte zu einem Nachfrageüberhang, der noch heute spürbar ist. Regional sind zwar die Situationen sehr differenziert zu betrachten, doch noch immer herrscht gerade in vielen Ballungsgebieten ein sehr viel größerer Bedarf als es Angebote gibt. Die Zahl der Fertigstellungen steigt zwar (z. B. in Hamburg und Berlin), jedoch dürfte es hier auch in den nächsten Jahren weiterhin eine große, nicht befriedigte Zahl an Wohnungswünschen geben. Solange der Neubaubedarf hier nicht hinreichend gedeckt ist, kann sogar noch mit weiteren Preissteigerungen gerechnet werden. Dies hat eher weniger mit einer Blasenbildung denn mit dem Aufholen von lange notwendiger Bedarfserfüllung zu tun. Zudem ist der deutsche Wohnungsmarkt auch für ausländische Investoren extrem attraktiv, denn die Bewertungen vieler deutscher Immobilien gelten noch immer – und das trotz der bereits erfolgten Preissteigerungen – als unterbewertet. Viele Experten gehen davon aus, dass die Fertigstellungszahl in den kommenden Jahren oder zumindest langfristig den Wohnraumbedarf decken wird. Dann wird es auch in den Ballungsgebieten zu einer spürbaren Abkühlung des Preisauftriebs kommen.
Wahrscheinlichkeit einer künftigen Blasenbildung eher gering
Dass es mittel- oder langfristig zu einer Blasenbildung am deutschen Immobilienmarkt kommen könnte, sehen viele Experten eher als unwahrscheinlich an. Sicher ist, dass eine Zinsanpassung durch die Europäische Zentralbank (EZB) früher oder später kommen wird. Eine komplette Umkehr der Geldpolitik ist jedoch in näherer Zukunft nicht zu erwarten. Somit werden Immobilien im Vergleich zu anderen Anlageklassen auch weiterhin eine attraktive Rendite bieten können. Das Geschehen könnte sich also zunächst weiterhin fortsetzen, ohne dass dies als Grundlage einer Blasenbildung angesehen werden müsste. Bei einer Blasenbildung sind Immobilien in der Regel unrealistisch hoch bewertet, wovon hierzulande derzeit in keiner Weise gesprochen werden kann. Natürlich sind Schwankungen in der Bewertung möglich – dies ist jedoch Teil einer gesunden Marktwirtschaft und Immobilienmärkte sind auch als zyklisch zu betrachten, weshalb solche „Ausschläge“ mehr oder weniger normal sind. Natürlich kann niemand alle möglichen Faktoren, die zukünftig auf den deutschen Immobilienmarkt Einfluss nehmen, voraussehen. So könnten Einflüsse aus Großbritannien oder Frankreich oder auch politische und wirtschaftliche Veränderungen in Europa und Amerika wichtige Veränderungen der zukünftigen Marktentwicklung verursachen. Doch solche Gedankenspielereien sind eher spekulativ und sind eher nicht als Basis für die Gefahrenbeurteilung einer Blasenbildung in Deutschland geeignet.
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