Gerade im Bereich der Lebens- und Rentenversicherungen wurde ja schon in den letzten Jahren immer mehr bekannt, dass sich die Überschussbeteiligungen nicht wie propagiert entwickeln und Anleger meist nur sehr viel geringere Renditen bekommen als noch bei dem Verkauf der Versicherungen angepriesen. Dass die klassische Lebensversicherung sich aber vor allem für den Anbieter lohnt und dem Versicherten auch bei alten Verträgen sehr viel weniger bringt als bisher geglaubt, hat jetzt eine Untersuchung der Stiftung Warentest ans Tageslicht befördert (siehe auch Originalartikel ). Aufgrund der teils hohen Renditeversprechen, die später nicht zutreffen, könnte es für viele im Alter eng werden – besonders dann, wenn die Lebensversicherung einen merklichen Teil der Altersvorsorge abbilden sollte.
Verbraucherschützer schon immer kritisch
Bei den Verbraucherschützern waren klassische Lebensversicherungen noch nie gut angesehen. Zu undurchsichtig, meist sehr teuer und zudem wird meist nur ein Teil der eingezahlten Beträge für die Altersvorsorge verwendet. Die Zinsentwicklung an den Märkten hat den garantierten Zins bei Lebensversicherungsverträgen in den letzten Monaten rapide sinken lassen – und die Überschussbeteiligungen rauschen reihenweise ebenfalls in den Renditekeller. Hauptursache dafür waren die teils viel zu optimistisch eingeschätzten Prognosen der Versicherer, die mit der Realität wenig zu tun haben. Schließlich mussten die wirklichen Leistungen dann drastisch reduziert werden. Mittlerweile gibt es Produkte am Markt, die gar keinen Garantiezins mehr beinhalten – es wird nur noch garantiert, dass das eingezahlte Kapital abzüglich Kosten und Spesen erhalten bleibt. Dafür soll es dann eine sehr hohe Renditechance geben, da die Gesellschaft mit den Beträgen ja erfolgreich wirtschaften will.
Unrealistische Prognosen an der Tagesordnung
Schon immer sind unrealistische Prognosen für die Renditeentwicklung bei Lebensversicherungsanbietern aufgetreten – früher allerdings mit einer höheren Garantieleistung verpackt. Doch auch für diese Altverträge sieht es nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest insgesamt schlimmer aus als gedacht: Egal ob Verträge mit Laufzeiten von 12, 20 oder 30 Jahren abgeschlossen wurden – die Versicherten erhalten teilweise bis zu 50 % weniger ausgezahlt als in der ursprünglichen Renditeerwartung veröffentlicht. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Zu hohe Kosten, falsche Kapitalanlagepolitik und der Aufbau großer Finanzpuffer. Die Anteile der Versicherungskunden an den Bewertungsreserven werden zunehmend abgebaut, durch eine zusätzliche Reserve für Zinszahlungen sollen die Garantiezusagen für Altverträge bezahlt werden. Die Kalkulation der Sterblichkeit ist zudem so gestaltet, dass kaum ein Risiko für die Versicherungsanbieter existiert.
Wie stellt sich die Situation für den Kunden dar?
Der Kunde scheint bei all dem der Dumme zu sein. Wer meint, die Laufzeit des Vertrages nicht abwarten zu müssen, sieht sich bei einer möglichen Kündigung ggf. schlimmen Folgen ausgesetzt: Ein geringer Rückkaufswert der Anteile und ein eventueller Verlust der Steuerfreiheit. Der Rückkaufswert ist oft so gering, dass nicht einmal die Einzahlungen zurückerhalten werden – gerade in den letzten Jahren hat sich Entwicklung des Rückkaufswertes immer schlechter dargestellt. Es scheint das Beste für den Kunden zu sein, die Vertragszeit trotz der zu erwartenden, geringen Rendite einzuhalten. Dies kann im Einzelfall natürlich variieren, weshalb eine Prüfung der individuellen Situation notwendig ist. Schon zu Beginn dieses Jahrtausends hat seinerzeit das Bundesversicherungsamt die unrealistischen Renditeprognosen der Anbieter kritisiert – doch einen Nutzen hat das für den Kunden bisher nicht. Obwohl seriöse Prognosen gar nicht auf lange Sicht möglich sind, betreibt die Branche weiterhin werbewirksame Renditeversprechen. Der Kunde hat hierbei keine Möglichkeit, aus diesen falschen Angaben später ohne Nachteile herauszukommen.
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