Nach wie vor gilt die eigene Immobilie als eine attraktive Kapitalanlageform – insbesondere dann, wenn es um die Altersvorsorge geht. Zudem ermöglichen die eigenen vier Wände eine freiere Gestaltung des Wohnumfelds. Schon seit vielen Monaten ist die Lage am Kreditmarkt durch die günstigen Zinsen sehr vorteilhaft für die Aufnahme von Immobilienkrediten. Entsprechend haben sich die Erwerbszahlen für Immobilien nach oben entwickelt. Allerdings muss man hier nach Altersgruppen unterscheiden, denn insbesondere junge Menschen sind immer weniger in der Lage, sich Immobilieneigentum zuzulegen. Dies hat sehr oft mit der Lebenssituation zu tun: So erfordern die Arbeitsverhältnisse oftmals eine örtliche Flexibilität. Außerdem sind die Einkommen in jungen Jahren meist nicht ausreichend, um die Belastungen eines Immobilienerwerbs schultern zu können. Besonders die Gruppe der 25- bis 35-jährigen schafft es meistens nicht, eine eigene Immobilie zu ergattern. Die Statistiken zeigen, dass gerade junge Menschen meistens in Mietverhältnissen gebunden sind. So hat eine Studie des Pestel-Instituts Hannover gezeigt, dass die Eigentumsquote gerade bei den unter 45-jährigen immer weiter rückläufig ist. Dies deutet darauf hin, dass es im Gegensatz zu früher den meisten jungen Menschen an der nötigen Kapitaldecke fehlt.
Die Entwicklung ist nach Meinung vieler Fachleute bedenklich
Gerade in Zeiten, wo die Altersvorsorge zentrales Thema ist, sollte die Anlage in Immobilien für junge Menschen gefördert werden. Dabei soll es nicht um die Förderung von Einkommensbeziehern mit höheren Einkommen oder generell Vermögenden gehen, sondern um Familien oder generell jungen Menschen mit nicht ausreichender Kapitaldecke für den Erwerb von Immobilieneigentum. Nur so erhalten diese einen Vorsorgebaustein, der neben der Unabhängigkeit vom Kapitalmarkt und mit einer großen Resistenz gegen Inflationseinflüsse ausgestattet ist. Da aber viele Menschen sich in jungen Jahren keine Immobilie leisten können, müssten eben genau solche Anreize geschaffen werden. So sagte auch Matthias Günther, der Leiter der Pestel-Studie, dass Wohneigentum die einzige Alterssicherung ist, die unabhängig von jeder Schwankung bei der Rentenhöhe im Alter „verzehrt“ werden könne. Zudem scheint es am Kapitalmarkt derzeit wenig Anlagealternativen zu geben. Möglichkeiten wären u.a. der Erlass bzw. die Reduktion der Grunderwerbsteuer oder Zuschüsse für den Immobilienkauf unter bestimmten Voraussetzungen.
Wie ist die Situation momentan?
Die Pestel-Studie offenbart ein sehr erschreckendes Bild bei der Wohneigentumsquote. Im Betrachtungszeitraum von 1998 bis 2013 fiel die Wohneigentumsquote in der Altersgruppe der 25- bis 35-jährigen von ehemals 23 auf nunmehr nur noch 15,8 %. Die Gruppen der 35- bis 45-jährigen und der 45- bis 55-jährigen hingegen zeigen nur marginale Veränderungen. Dies zeigt deutlich, in welchem Maße gerade jüngere Haushalte immer weiter „abgehängt“ werden. Hinzu kommt, dass die Arbeitssituation der jüngeren Menschen hierzulande heute eher schlechter ist als früher, denn unsichere Arbeit, höchste Anforderungen an Flexibilität und Mobilität und teils sehr prekäre Vertragsgestaltungen lassen kaum zu, dass eine Immobilie und damit ein fester Wohnsitz erworben wird. Der Ansatz des sogenannten „Wohn-Riester“, bei dem der Staat über eine sehr komplexe Struktur einen Zuschuss für Immobilienerwerber zahlt, ist bei weitem nicht ausreichend, um diese Situation zu verbessern. Es steht hier ein gewisses Missverhältnis um Raum, was durch aktuelle Zahlen der OECD noch untermauert wird: Danach stehen staatliche Einnahmen in einer Höhe von ca. 8,2 Milliarden Euro im Zusammenhang mit privatem Wohneigentum Ausgaben für eine entsprechende Förderung von nur ca. 0,5 Milliarden Euro gegenüber. Hier scheint also dringend Handelsbedarf gegeben.
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