Die Welt beschäftigt sich in einem kürzlich erschienenen Artikel mit der Verteilung von Wohneigentümern und Mietern in der deutschen Bevölkerung. Das Ergebnis ist ernüchternd: Trotz des günstigen Zinsumfelds können sich immer weniger (und dabei vor allem junge) Menschen Wohneigentum leisten. Daran sind jedoch nicht nur die anziehenden Immobilienpreise schuld – sondern zu einem großen Teil auch das fehlende Eigenkapital, ohne dass die Kreditinstitute einen Kredit nicht gewähren. Die Folge ist, dass die Kluft zwischen Mietern und Eigentümern immer größer wird.
Ersteigentümer werden im Schnitt immer älter
Nach Aussage des Immobilienfachmanns Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) verfügt die große Mehrheit der Mieterschaft in Deutschland (ca. 90 %) über weniger als 50.000 € Eigenkapital. Doch selbst wenn man über 50.000 € verfügt, reicht das nicht unbedingt zur Finanzierung der eigenen Immobilie. Aktuell verlangen Kreditinstitute etwa 20 bis 30 % Eigenkapital bei einer Finanzierung – ergo würden 50.000 € für eine ca. Finanzierungssumme von 250.000 € ausreichen – hierfür gibt es in nur sehr wenigen Gebieten ein Haus inklusive Grundstück. Gerade in jungen Jahren liegt oft nicht genügend eigenes Kapital vor, um eine Finanzierung überhaupt genehmigt zu bekommen. Dies lässt sich auch an der Statistik des Alters der Ersteigentümer hierzulande ablesen: Mitte der neunziger Jahre lag dieses noch durchschnittlich bei 37 Jahre, in 2017 liegt es bei 49 Jahren! Auch die Gesamtzahl der Ersterwerber nimmt immer weiter ab – 2001 waren dies noch 700.000 Menschen – 2017 lediglich noch ca. 400.000.
Wie kann die Situation verbessert werden?
Diskutiert wird vielfach, wie die Situation verbessert werden kann. So sind z. B. Bürgschaften im Gespräch, die von Förderbanken vergeben werden könnten, um private Immobilienerwerber zu unterstützen. Es scheint, dass es hierzu jedoch am notwendigen Willen fehlt. Auch fordert die Branche seit langem, dass die Subventionen für die Neuschaffung von Wohnraum erhöht werden sollen – dies würde das Angebot an Wohnimmobilien erhöhen und somit laut den Verbänden der Immobilienwirtschaft auch zu einer insgesamt rückläufigen Preisentwicklung führen. Hier miteinspielen müssten politische Entscheidungen zur Vereinfachung der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in einem angemessenen Zeitraum. Derzeit behindert eine stark ausufernde Vorschriften- bzw. Richtlinienflut die rasche Schaffung von Wohnraum – gerade in den Ballungsgebieten. Die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und die Vereinfachung von Umsetzbarkeiten sollten deshalb ganz oben auf der politischen Agenda stehen.
Der Ausblick
Nach aktuellen Erhebungen sind die Preise für Immobilien auch 2018 in den allermeisten Städten weiter gestiegen. Fachleute erwarten auch weiterhin anziehende Preise für 2019. Damit bleibt es bei unveränderten Vorzeichen aus Politik und Bankenwirtschaft wohl bei dem aufgezeigten Missverhältnis zwischen Mietern und Eigentümern von Wohnraum. Gerade junge Menschen sollten jedoch die Möglichkeit zum Immobilienerwerb bekommen, denn in Zeiten einer notwendigen privaten Altersvorsorge bieten sich Immobilien – zumindest als zusätzliches Standbein – an. Wer vor Renteneintritt die Finanzierung beendet, kann dann bei sinkenden Alterseinkünften zumindest mietfrei wohnen. Das Thema ist nach wie vor brandaktuell und sollte mit entsprechender Priorität diskutiert werden. Lösungen der Politik sollten möglichst zeitnah erfolgen.
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