Im Mai sind die Zinsen für Baukredite wieder stärker gestiegen. Nach einem nur verhaltenen Anstieg im April zeigt sich aktuell ein stärkerer Trend hin zu einer deutlicheren Verteuerung der Kredite. So zahlen laut der aktuellen Erhebung des Immobilien-Finanzierers Interhyp Interessenten Anfang Mai für ein Baudarlehen mit einer Zinsbindung von 10 Jahren durchschnittlich 0,93 % Zinsen – der Zinssatz nähert sich also der 1 %-Marke. Selbst der günstigste Zinssatz für Darlehen mit einer 15-jährigen Zinsbindung liegt nun über der 1 %-Marke. Bei den Neukreditabschlüssen zeichnet sich derzeit zudem ein sehr hohes Volumen ab. Experten gehen davon aus, dass die Bauzinsen langfristig weiter steigen könnten - derzeit bestehe aber noch die Möglichkeit, günstige Darlehen oder Anschlusskredite zu finden. Hierfür sollte man allerdings schon einen möglichst umfangreichen Zins- und Konditionenvergleich durchführen.
Die Situation am Zinsmarkt
Die fortschreitende Impfquote bei den Corona-Impfungen, eine sich aufhellende Konjunktursituation, steigende Renditen bei den Bundesanleihen und Pfandbriefen sowie ein Anstieg der Renditen in den USA sind einige der einflussreichsten Umgebungsbedingungen für das Niveau der aktuellen Baukreditzinsen. Um den Jahreswechsel herum lagen die durchschnittlichen Zinsen für Darlehen mit 10-jähriger Zinsbindung noch bei 0,65 % - es ist also durchaus eine sich abzeichnende Trendwende möglich. Allerdings ändert jedes Kreditinstitut seine Konditionen in unterschiedlichen Zeiträumen und in unterschiedlicher Höhe. Welchen Zins genau der jeweilige Interessent erhält hängt dabei allerdings von vielen, individuellen Faktoren ab – beispielsweise der Bonität, der Beleihungsgrenze, dem vorhandenen Eigenkapitalanteil und weiteren Größen. Grundsätzlich sind dabei auch die Angebote verschiedener Kreditgeber mit unterschiedlichen Flexibilitätskriterien (flexible Tilgungssatzgestaltung, Sondertilgungsmöglichkeiten) zu berücksichtigen.
Ein Blick nach vorne
Trotz des jüngsten Zinsanstiegs befinden sich die Bauzinsen am Kapitalmarkt noch immer auf niedrigem Niveau. Wie es auf dem Zinsmarkt weitergehen wird, hängt von vielerlei Faktoren ab, die grundsätzlich nicht alle eindeutig vorhergesagt werden können. Für die nahe Zukunft halten Fachleute das Aufwärtspotenzial der Bauzinsen jedoch für begrenzt – anhand der aktuellen Situation an den Märkten erscheint ein kurzfristiger, deutlicher Anstieg eher unwahrscheinlich. Es könnte eine Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau geben – dieser Meinung ist zumindest die Mehrheit der Experten des Interhyp-Bauzins-Trendbarometers. An den Kapitalmärkten geht aktuell das Inflationsgespenst um. Die Sorge, dass sich die Inflation in der nächsten Zeit rasant nach oben entwickeln könnte, wird größer. Dies hätte möglicherweise eine Anhebung der Leitzinsen durch die Notenbanken zur Folge. Auch sorgen diese Inflationsängste dafür, dass die Renditen bei Bundesanleihen und Pfandbriefen steigen könnten, was sich ebenfalls auf die Bauzinsentwicklung auswirken würde. Langfristig besteht also in jedem Fall ein Aufwärtspotenzial – jedoch kann derzeit nicht eingeschätzt werden, wann und in welcher Intensität dieses auftreten könnte.
Immobilie bleibt wichtige Säule der Altersvorsorge
Eine eigene Immobilie ist als Säule der eigenen Altersvorsorge nach wie vor von hoher Bedeutung. Wer sich für einen Immobilienkredit interessiert, sollte daher die individuellen Möglichkeiten prüfen und dies nicht unbedingt auf die lange Bank schieben. Es wird von den meisten Experten erwartet, dass sich die Zinsen für Baukredite nicht mehr nach unten entwickeln werden. Es lohnt sich, auf möglichst niedrigem Niveau einzusteigen, um so unnötige Zinsbelastungen zu vermeiden. Wichtig bleibt trotzdem, die einzelnen Anbieter dediziert zu vergleichen und die eigene Situation und finanzielle Belastbarkeit realistisch einzuschätzen.
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