Der Corona-Lockdown scheint dem Immobilienpreisniveau in Deutschland nur wenig anhaben zu können. Aktuelle Zahlen aus dem April zeigen, dass der Boom am deutschen Immobilienmarkt auch weiterhin ungebrochen anhält. Die Wirtschaftswoche konstatiert in einem aktuellen Artikel, dass anhand der Zahlen des Hauspreis-Index EPX keine nennenswerte Einbrüche bei den Kaufpreisen und bei Finanzierungen zu beobachten sind, obwohl dies viele Marktteilnehmer befürchtet hatten. Das wichtige Preisbarometer EPX wird von Europace ermittelt – über deren Plattform laufen in Deutschland ca. 20 % aller Baufinanzierungen. Im April 2020 legte der EPX gegenüber dem März um 0,7 % zu – im Vergleich zum Vorjahresmonat April kann somit eine Steigerung von fast 12 % erreicht werden. Das größte Plus im Vergleich zum Vormonat erzielten die Neubauhäuser mit 0,9 % - dicht gefolgt von den Bestandshäusern mit 0,7 %. Ein umgekehrtes Bild ergibt sich bei dem Vergleich zum April 2019: Hier konnten insbesondere die Bestandshäuser sehr deutlich zulegen (14 %), die Neubauten „nur“ um ca. 8 %.
Wie sind die Zahlen einzuordnen?
Es konnten im April in keinerlei Hinsicht Einbrüche bei den Preisen oder Finanzierungen festgestellt werden. Die Nachfrage nach Immobilien ist weiterhin ungebrochen hoch – das Angebot kann diese nicht adäquat decken. Trotzdem sollten die Zahlen nicht allzu optimistisch stimmen, denn eine wirkliche Entwarnung kann nur dann gegeben werden, wenn die Zahlen auch im nächsten Monat die gleiche Tendenz aufweisen sollten. In der aktuellen Entwicklung des EPX sind zu einem großen Teil auch noch Transaktionsdaten beinhaltet, die sich auf Immobilienkäufe vor dem Ausbruch der Corona-Krise beziehen. Allerdings übersteigt auch bisher immer noch die Nachfrage das sehr knappe Angebot. Aus diesem Grund gehen viele Fachleute davon aus, dass sich auch im nächsten Monat keine signifikante Abkühlung zeigen wird. Mittel- und langfristig allerdings kann es durchaus zu abweichenden Entwicklungen kommen – dies ist jedoch so gut wie nicht prognostizierbar und von den weiteren Einflüssen aus Politik und Wirtschaft abhängig.
Wirtschaft befindet sich derzeit in einer Art Schockstarre
Eine weit verbreitete Meinung in Fachkreisen ist, dass sich während einer andauernden Corona-Krise die Preise für Immobilien in einer Art Schockstarre befinden, sowie die gesamte Wirtschaft – also kaum mit merklichen Preisverschiebungen zu rechnen ist. Noch vor der Krise konnte bereits in großen Städten eine gebremste Aufwärtsdynamik festgestellt werden. Es könnte gut sein, dass sich dieser Trend nun auf das gesamte Land ausbreitet. Im gewerblichen Bereich sind Immobilienpreise derzeit kaum definierbar, da niemand weiß, wohin die Reise gehen wird. Da die Menschen weniger einkaufen, könnte dies die Mieten bzw. die Zahlungsfähigkeit von gewerblichen Mietern beeinträchtigen. Wird sich die Lage innerhalb der nächsten ein oder zwei Monate verbessern, könnte sich das Problem voraussichtlich von selbst erledigen - das allerdings steht in den Sternen. Aktuell kann nicht gesagt werden, woher neue Impulse für den Immobilienmarkt kommen sollen. Nichtsdestotrotz bilden Immobilien noch immer einen substanziellen Wert ab, der für eine langfristige Vorsorge gut geeignet ist. Hier einen eventuellen Einbruch vorherzusehen, ist Schwarzmalerei und kann derzeit nicht untermauert werden.
Bild©AdobeStock_Sinuswelle