Die Alterspyramide in Deutschland offenbart, dass das Rentensystem in Deutschland möglicherweise kurz vor dem Scheitern steht. Aufgrund der weiter steigenden Rentnerzahlen hierzulande verändert sich das Missverhältnis von Rentenbeziehern und Rentenzahlern immer weiter - das wird sich negativ auswirken. Menschen, welche in den sogenannten „Babyboom“-Zeiten gegen Ende der sechziger Jahre geboren wurden, werden ab 2032 und den darauf folgenden Jahren in Rente gehen. Doch dann wird es immer weniger Einzahler geben, welche die ständig wachsende Gruppe der Rentenbezieher finanzieren können.
Droht Rentenversicherten eine Altersarmut?
Ändert sich nichts, steht zu befürchten, dass Rentner in Zukunft von der Altersarmut bedroht sind. Der Leiter des Ifo-Instituts – Hans-Werner Sinn – zeigte sich jüngst in einem FOCUS Interview ebenfalls besorgt. In etwa 20 Jahren würde es demnach ca. 7,5 Millionen mehr Rentenempfänger geben als heute und gleichzeitig etwa 8,5 Millionen weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter. Zur Kompensation der entstehenden Finanzlücke würden theoretisch etwa 32 Millionen mehr Arbeitskräfte notwendig sein, was derzeit allerdings wenig realistisch erscheint. Die Folge davon wird also ein sinkendes Rentenniveau sein. Derzeit beziehen Rentenempfänger ca. 48 % ihres Verdienstes aus den Rentenkassen – aktuelle Schätzungen sehen das Rentenniveau im Jahre 2028 bereits nur noch auf ca. 44 % absinken. Die Rente wird in Zukunft also mehr als schon zuvor NICHT für einen angemessenen Lebensunterhalt ausreichen. Doch welche Möglichkeiten bestehen für die heutigen Arbeitnehmer?
Ein wichtiges Thema: Private Vorsorge
Die meisten Bundesbürger haben es bereits erkannt und unternehmen etwas: Derzeit liegen ca. 7 Billionen Euro (Zahlen stammen vom DIW = Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) auf der hohen Kante – das Allermeiste davon in Immobilienanlagen. Nur gut 2 Billionen sind in Gold, Wertpapieren, Betriebsvermögen bzw. Geldanlagekonten investiert. Da stellt sich die Frage, was denn passiert, wenn künftige Rentner ihre Immobilie zu Geld machen möchten, weil sie an Liquidität gelangen möchten. Ein Überangebot führt in der Regel zwangsläufig auch zu rückläufigen Preisen. Die Furcht vieler Deutscher, im Alter arm zu sein, bleibt daher bestehen.
Zusätzliche Vorsorgen sind derzeit schwierig, da ein extrem niedriges Zinsumfeld herrscht – bei vielen sicheren Anlageformen kommt kaum noch die Teuerungsrate als Ertrag heraus. Allerdings gibt es auch Alternativen.
Wie viel Kapital benötigt man?
Die Rentenlücke ist vergleichsweiße groß. Will z. B. ein heute 50 Jahre alter Mann mit einem Bruttoverdienst von 36.000 Euro später mindestens 80 % seines Einkommens inflationsbereinigt zur Verfügung haben, so müsste er eine Summe von ca. 320.500 Euro ansparen, was bei einer angenommenen Verzinsung von 2,5 % dann etwa 27 Jahre (das entspräche der durchschnittlichen Lebenserwartung) reichen würde. Die Angebote von Versicherungen sind derzeit auch eher mit Vorsicht zu genießen, denn die Überschussbeteiligungen tendieren stark rückläufig. Eine gute Möglichkeit hingegen scheinen Aktien- bzw. Indexfonds zu sein. Die Angebote hierfür sind vielfältig und der Interessent sollte sich daher gut informieren und abwägen. Trotzdem scheinen gerade breit gestreute Fondsinvestments auf lange Sicht die erfolgreichste Anlageform zu sein, wenn es um die Altersvorsorge geht. Wichtig hierbei sind die Kosten- und Risikostruktur – hierbei ist die Hausbank um die Ecke meist nicht die ideale Wahl.
Im Alter von den Zinsen leben – ist das möglich?
Wie viel muss man eigentlich sparen, um im Rentenalter von den Zinsen leben zu können? Ein aktueller Artikel der FOCUS beschäftigt sich mit dieser interessanten Fragestellung. Damit der Lebensunterhalt bestritten werden kann, sind natürlich je nach Individuum unterschiedliche Summen notwendig. Dies hängt nicht nur vom gewohnten Lebensstandard, sondern auch z. B. vom Gesundheitszustand, der Wohngegend und weiteren Faktoren ab. Eine umfassende monatliche Summe kann also nicht so einfach genannt werden. Doch man kann es an einem einfach zu rechnenden Betrag ausmachen: Will man die Rente z. B. monatlich um 1.000 Euro allein über Zinseinkünfte aufbessern, so kann man schon eher eine Kalkulation starten.
Im Alter 1.000 Euro monatlich entnehmen
Nimmt man beispielsweise an, dass eine bestimmte Summe angespart werden soll, die dann zu Rentenbeginn angelegt wird und aus der dann 25 Jahre lang die 1.000 Euro monatlich entnommen werden. Focus hat dabei folgendes ausrechnen lassen: Damit dies ausreichend ist, muss einer Rendite von 6 % ein Kapital von 156.000 Euro zur Verfügung stehen, bei 4 % sind es 190.000 Euro und bei 2 % dann schon 236.000 Euro. Wer keine Rendite erzielt, benötigt dafür 300.000 Euro. Einfacher wird es bei 500 Euro monatlicher Entnahme und sonst gleichen Umständen, denn hier halbieren sich die benötigten Summen. Schwieriger wird es, wenn das angelegte Kapital erhalten werden soll und die 1.000 bzw. 500 Euro allein durch Zinseinnahmen erwirtschaftet werden sollen.
Im Alter 1.000 Euro bzw. 500 Euro monatlich nur durch Zinsen erwirtschaften
Möchte man den Kapitalstock (z. B. für die Erben) erhalten, erhöhen sich die notwendigen Summen deutlich. Bei einer Rendite von 4 % beispielsweise müssen dann 405.000 Euro zur Verfügung stehen, wenn der Kapitalstock nicht angegriffen werden soll, bei 6 % Rendite immerhin noch 270.000 Euro. Hierbei wurde die Abgeltungssteuer bereits berücksichtigt. Sollen es „nur“ 500 Euro monatlich rein durch Zinserträge sein, sehen die Summen wieder etwas besser aus: Bei 4 % Rendite wären das 200.000 Euro und bei 6 % Rendite 134.000 Euro – wiederum mit Berücksichtigung der Abgeltungssteuer von derzeit 25 % auf Zinserträge.
Zinsen hin oder her – Altersvorsorge ist essenziell
Wie viel Zinsen nun auch immer herausspringen – fest steht, dass fast jeder Bundesbürger Vorsorge für sein Alter treffen muss, indem er zusätzlich zur gesetzlichen Rentenversicherung weitere Maßnahmen ergreift. Experten raten dabei u.a. zu sogenannten ETFs (Exchange Traded Funds), da diese kostengünstig und transparent so gut wie jederzeit handelbar sind. Dabei sollten vor allem breit streuende Fonds bevorzugt werden, um das Risiko nicht zu groß werden zu lassen. Zudem lassen sich die Anteile meist in kleineren Stückzahlen handeln, was beispielsweise für eine spätere Entnahme wichtig sein kann. Sogenannte „Pantoffel-Portfolios“, also Anlagen, bei denen nach der einmaligen Initiierung sehr lange keine weitere Aktion durch den Anleger erfolgt, sollten – wenn sie schon in dieser Form angelegt werden – in sehr breit streuende Basiswerte investieren, z. B. in den Welt-Aktien-Index oder vergleichbar. Zu empfehlen ist jedoch, dass die Anlage – auch wenn Sie sehr langfristig ist – von Zeit zu Zeit überprüft wird und bei Bedarf auch entsprechende Umschichtungen erfolgen.
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