Der demographische Wandel in Deutschland bedingt auch weiterhin die Notwendigkeit des Ausbaus von altersgerechten Wohneinheiten. Der zu erwartende Anteil der über 65–jährigen wird auch weiterhin stark ansteigen. Schon jetzt ist fast ein Viertel der deutschen Bevölkerung älter als 65 – bis zum Jahr 2030 erwarten Experten aktuell sogar einen Anstieg dieser Bevölkerungsgruppe auf ca. 30 %. Dabei wird ebenfalls die Zahl der Pflegebedürftigen ansteigen – von jetzt ca. 2,5 Millionen auf dann etwa 3,5 Millionen Menschen. Der Bedarf an einem entsprechenden Wohnumfeld ist schon jetzt für viele Menschen nicht gedeckt. Nur rund 1/3 der Pflegebedürftigen residiert derzeit in stationären Pflegeeinrichtungen. Die Übrigen wohnen in ihrem bzw. einem gemieteten Haus oder in einer angemieteten Wohnung.
Viele dieser Wohneinheiten sind nicht altersgerecht ausgebaut und bieten daher kein adäquates Wohnumfeld für diese Menschen. Laut aktuellen Schätzungen des Prognos-Institutes existieren derzeit nur rund 700.000 Wohneinheiten, die barrierearm gestaltet sind. Somit fehlen schon jetzt etwa 2 Millionen barriereduzierte bzw. barrierearme Wohneinheiten. Durch den weiteren stattfindenden demokratischen Wandel erhöht sich diese Zahl ständig.
Riesiges Bauvolumen und Förderungen
Die notwendige Zahl fehlender Wohnungen entspricht laut Expertenschätzungen einem Bauvolumen von rund 40 Milliarden Euro. Diese Summe müsste aufgewendet werden, damit die älteren und pflegebedürftigen Menschen entsprechend untergebracht werden können. Zudem bevorzugen es viele Menschen, in ihrem angestammten Wohnumfeld zu bleiben anstatt in Pflegeheime oder in entsprechend gestaltete Wohneinheiten umzuziehen. Doch nicht jeder Wohnung bzw. jedes Haus lassen sich einfach so problemlos umgestalten. Wo es möglich ist, kann man bereits entsprechende Förderungen zur Umgestaltung des existierenden Wohnraums (Barrierereduzierung) in Anspruch nehmen.
Die staatliche KfW-Bank (Kreditanstalt für Wiederaufbau) bietet hier entsprechende Förderungen an. Analog gilt dies für entsprechende Neubauten, jedoch müssten hier im Vergleich zum Umbau bestehender Wohnungen viel mehr Mittel aufgewendet werden, um diesen Raum zunächst überhaupt zu schaffen. Grundsätzlich scheint daher der Verbleib in dem existierenden Wohnumfeld bei entsprechend neu gestaltetem Umfeld die beste Lösung zu sein – sowohl für die Menschen selbst als auch im Hinblick auf die zu erwartenden Kosten.
Auch Förderungen können den Bedarf nicht decken
Auch die mittlerweile begonnene Unterstützungsfinanzierung der Pflegekassen für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen (z. B. werden Pflegebedürftige mit bis zu 4.000 € pro Einzelmaßnahme unterstützt) im Zusammenspiel mit anderweitigen Förderungen können den gesamten notwendigen Aufwand nicht komplett abdecken. Hier ist die Wohnungswirtschaft gefragt: Durch entsprechende Investitionen könnte ein Mieterumfeld geschaffen werden, das vergleichsweise langfristig und zuverlässig seine Mieten bezahlt. Gerade auch in strukturschwachen Gebieten besteht so die Möglichkeit, entsprechende Wohneinheiten dauerhaft zu vermieten.
Es existieren zwar bereits entsprechende Modellprojekte und natürlich wurden auch schon diverse Projekt realisiert – trotzdem besteht nach wie vor ein sehr hoher Bedarf. Dringendes Handeln ist daher notwendig, damit die Generation 65+ aktuell und gerade auch in Zukunft adäquate, altersgerechte und barrierearme Wohnumfelder vorfinden kann. Momentan fehlen entsprechend spezifische und durchdachte Lösungen gerade in der Fläche – Investoren könnten hier durch entsprechende Engagements ein großes Entwicklungspotential ausschöpfen. Man darf gespannt sein, ob sich die Entwicklung künftig in eine positivere Richtung orientieren wird.
Bild© drubig-photo – Fotolia.com